Mittwoch, 24. September 2014

Eine kleine Idee tritt ein #2

Das war mir ja noch nie passiert. Völlig unangemeldet spazierte die kleine Idee nun in meine Wohnung. Ich sah sie an. War sie gefährlich? Äußerlich machte sie nicht den Eindruck, aber wer konnte das schon mit Sicherheit sagen. Ich hatte noch wenig Erfahrung mit Ideen, die durch die Straßen spazierten und mich einfach so besuchten. Ich blieb neben ihr stehen.
„Möchtest du dich setzen“, fragte ich sie. 
Sie schaute in meine Richtung, reagierte aber nicht auf die Frage. Dann spazierte sie durch meine Wohnung, sah in die Zimmer, kam schließlich im Wohnzimmer zu stehen und blickte aus dem Fenster. 
„Was siehst du, wenn du hier hinausschaust“, fragte sie mich. 
Erstaunt blickte ich auf. Ich hatte nicht so eine tiefe und feste Stimme von ihr erwartet. Wo sie doch so klein und zart wirkte. Aber scheinbar steckte da mehr in ihr, als von außen sichtbar war. Ich ging zu ihr, schaute in die gleiche Richtung und wollte schon ansetzen aufzuzählen, was da draußen alles zu sehen war. Aber noch bevor ich anfing, schubste sie mich. 
„Sei jetzt nicht kindisch. Du weißt, was ich meine.“ 
Noch einmal blickte ich zum Fenster hinaus. Da sah ich es auch. Da draußen waren tausend und abertausend von Geschichten, die nur darauf warteten aufgeschrieben zu werden. 
„Ja“, sagte ich und strahlte. „Jetzt sehe ich es auch“.

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