Nachgereicht

Was ich scheinbar gar nicht schaffe, ist ein Drabble an einem Solltag zu veröffentlichen! Hihi - deshalb hier außer Konkurrenz noch zwei mit den Vorgaben von wortman. 

(vom 15.8.25: Salz - gierig - Rohr und vom 22.8.25: Daumen - zucken - Umhang)

Der Verdacht

Er war so durstig! Lag das an der Suppe, die ihm seine Frau gestern vorgesetzt hatte? Sicher war wieder kiloweise Salz drin gewesen und jetzt er gierte so sehr nach Wasser, dass er sich am liebsten einen Gartenschlauch ins Büro gezogen hätte. Ach was hieß da Schlauch - ein Rohr müsste es sein, damit er genügend zu trinken bekäme.  Plötzlich schwitzte er wie verrückt und ihm wurde schlecht. Er lockerte seine Krawatte. Sein Magen begann zu krampfen und schon rutschte er schlaff zu Boden. Vielleicht war das weiße Pulver, das er in der Küche gesehen hatte, gar kein Salz gewesen? 

Rivalen unter der Sonne

Breitbeinig steht er da. Ganz in schwarz. Die Daumen lässig in die Gürtelschlaufen gehakt, den Hut tief ins Gesicht gezogen, die Miene versteinert. Sein Umhang wird vom Wind aufgebläht, was sein Auftreten noch beeindruckender erscheinen lässt. Minutenlang passiert gar nichts. 

Dann ein leichtes zucken um seinen rechten Mundwinkel. Kurz, nur ganz kurz und sofort hat er sich wieder unter Kontrolle. Aber dann - ein zweites und ein drittes Mal, er gibt auf, hebt die Hände zu einer entschuldigenden Geste, prustet und lacht über das ganze Gesicht. Im Wettstarren hat er in all den Jahren noch nie gegen seine Schwester gewonnen.

Zwei Versionen

Manchmal schreibe ich aus den gefunden Drabble-Angaben auch eine etwas längere Version, die ich dann auf 100 Wörter zusammenkürze und hier einstelle. So geschehen auch Anfang August, und nachdem ich mich manchmal nicht für eine entscheiden kann, kommen hier: ein Drabble und kein Drabble mit den gleichen Wörtern.

Vorgegeben von wortman am 1.8.25: Insekt - hören - Zerfall

Konnten die Nachbarn riechen, wie der Zerfall der Leiche voranschritt?

Sie war unsicher. Den Versuch, diesen Prozess durch den Einsatz von Insekten zu beschleunigen, hatte sie am zweiten Tag abgebrochen, denn das laute Summen und Surren war sogar durch das geschlossene Fenster nach draußen gedrungen und im Gemeinschaftsgarten gut zu hören gewesen. Außerdem fand sie es lächerlich, jedesmal in voller Imkermontur in die Küche gehen zu müssen, wenn sie sich etwas zu essen aus dem Kühlschrank holen wollte. 

Ach hätte sie doch öfter Krafttraining gemacht, dann könnte sie den toten Körper nach draußen schleppen und ihn in den Alterbach werfen. 

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Konnten die Nachbarn riechen, wie der Zerfall der Leiche voranschritt?

Sie war sich nicht sicher. Den Versuch, diesen Prozess durch den Einsatz von Insekten zu beschleunigen, hatte sie am zweiten Tag abgebrochen, denn das laute Summen und Surren war sogar durch das geschlossene Fenster nach draußen gedrungen und im Gemeinschaftsgarten gut zu hören gewesen. Außerdem fand sie es lächerlich, jedesmal in voller Imkermontur in die Küche gehen zu müssen, wenn sie sich etwas zu essen aus dem Kühlschrank holen wollte, weil sich die Tiere sonst immer in ihren Haaren und den Fransen ihres Schals verhedderten. Also hatte sie mit drei Spraydosen TUS dem Ganzen ein Ende bereitet und wartete nun geduldig darauf, dass die hohen Temperaturen und die Zeit das erledigten, was die Insekten sonst getan hätten. Aber das dauerte ganz schön lange. Ach wenn sie doch öfter Krafttraining gemacht hätte, dann könnte sie den toten Körper nach draußen schleppen und ihn dort in den Alterbach werfen, der gerade Hochwasser führte!  Ihr Chef hatte sie immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig es gerade im Alter war, Muskelmasse zu erhalten. Tja, immerhin hatte ihre Kraft gereicht, ihm eins mit der Bratpfanne überzuziehen, als er sie in ihrer Wohnung aufsuchte und ihr die Videobeweise für ihre Diebstähle vorlegte. Er wollte sie nicht einfach nur  fristlos entlassen, sondern auch noch bei der Polizei anzeigen! So ein Depp. Was sollte sie so kurz vor der Pension denn in einer Haftanstalt machen? Es war zu spät, sich dort ein einträgliches Geschäft aufzubauen, wie das, das sie hier betrieb. Es waren ja keine wertvollen Dinge, die sie abzweigte. Für die Firma war das sicherlich leicht zu verkraften. Hier eine Packung Speichersticks, da eine Tastatur oder ein paar kabellose Computermäuse. 

Mäuse? Nagetiere! Ratten! 

Das war die Lösung - die arbeiteten still und fleißig vor sich hin und wenn sie ihren Job erledigt haben, würde sie sie an den jungen Nachbarn mit dem großen Terrarium für einen Euro das Stück verkaufen. 

Beschwingt machte sie sich auf zu Tierhandlung!

Der Geisterjäger

Langsam und vorsichtig, um nur ja kein Geräusch zu erzeugen, zieht er den Geisterabwehraktivator aus seiner Jackentasche. Das Teil war zwar teuer, für ihn aber von unbezahlbarem Wert. Während der letzten Minuten war es offensichtlich geworden, dass es sich bei der Dunsthülle vor ihm nicht einfach nur um ein Wetterphänomen, sondern um bösartige Wesen handelte. Nach und nach formen sich Gestalten, die ihm kalte Schauer über den Rücken jagen. Genau so lautlos, wie er seine Waffe gezogen hat, nähern sie sich ihm jetzt, umkreisen und umzingeln ihn. Dass er verzweifelt auf den roten Abwehrknopf drückt, scheint sie nicht zu beeindrucken. 

puzzle-Drabble vom 22.8.25: Dunsthülle - (sich) formen - unbezahlbar

Die gemeinsame Wohnung

Die Hände in die Hüften gestützt schaut sie abschätzig in den Raum. Sie versteht nicht, dass er nicht versteht, dass seine Möbel hier nicht reinpassen. Sie sind zu wuchtig, zu groß, zu hässlich. Das müsste er doch erkennen. Wie ein Fremdkörper steht der dunkle Kasten, an dem sein Herz so hängt neben ihren filigranen Regalen. Wenn er ihn sieht, würde er sich fügen und sie endlich den Entrümpelungsdienst rufen lassen, da war sie sich sicher. 

Schon hört sie ihn hinter sich den Raum betreten. Kurze Stille. Dann ruft er begeistert: Hab ich dir doch gesagt, der Kasten passt perfekt dazu!

puzzle-Drabble vom 1.8.25: Raum - sich (ein-)fügen - wuchtig

Ich mach mir die Welt, wide wide wie sie mir gefällt!

Das war den Schmerz doch wert, denkt sie sich, als sie ihr wunderschönes, neues Tattoo im Spiegel betrachtet. Damit habe ich die Welt ein kleines bisschen bunter gemacht. 

Wieder war mit wenig Worten alles gesagt und so wurde kein Drabble draus. Die Vorgaben wären von wortman gewesen: Schmerz - bunt - Welt

Fundstück am Baum

"Mama, da drüben steht ein Mann mit einem Stock im Bauch," Klein-Flora zupft aufgeregt an der Hand ihrer Mutter. "Der sieht ganz gruselig aus".

Marion schaut ihre Tochter nur flüchtig an und erwidert: "Schon gut Mäuschen. Lass den armen Mann in Ruhe." Sie wendet sich wieder ihrem Buch zu. "Aber Mammmaaaa," Flora beginnt zu quengeln, "schau doch, der sieht wirklich gruselig aus". 

Widerwillig steht sie auf und geht mit ihrer Tochter zu der Stelle hinter dem Spielplatz, wo sie eine an den Baum genagelte Leiche vorfindet. 

"Flora", ruft sie jetzt streng, "das ist doch kein Stock, das ist eine Lanze!" 

Puzzle Drabble vom 25.7.25: Lanze - erwidern - streng

Notlösung

Fieberhaft überlegt Emma, wo sie ihre Hände waschen könnte. Auf keinen Fall durfte sie mit Kettenschmiere an den Fingern zum Essen erscheinen. Sie war gestern schon beim Hausdrachen in Ungnade gefallen, weil ihr ein Knödel vom Teller gerollt war, der eine fettige Rollspur auf dem sonst blütenweißen Tischtuch hinterließ.  Sie überlegt, die Schmiere einfach in die Hose zu reiben. Kurz vor der Tür hat sie dann die rettende Idee - sie schleicht zur Seite, versteckt sich hinter dem Vorhang und wartet auf die Streberin. Die trägt nämlich immer zarte, graue Spitzenhandschuhe, die in den nächsten Minuten die Besitzerin wechseln werden.  

Puzzle-Drabble vom 18.7.25: Ungnade - waschen - fieberhaft