Freitag, 11. April 2025

Gescheitert

Hast du die Schlüssel bekommen, fragt sie atemlos und lässt sich neben ihm in den Beifahrersitz fallen.
Ja, hab ich. Komm runter, das wird schon alles gut gehen. Er reiht sich in den langsam fließenden Verkehr ein. In zwei Stunden sind wir dort, wir parken hinter dem Gebäude und machen alles, wie wir es besprochen haben.
Ein gutturaler Laut kommt aus ihrem Mund.
Was?
Das klingt so, als würden wir das täglich machen. Berufsverbrecher und so ...
Ach tu doch nicht so, das ist doch kein großes Ding. Wir holen uns nur, was uns zusteht. Wenn die Firma nicht so chaotisch wäre, hätte sie die Bestellung schon lange losgeschickt und wir könnten mit unserem Umbau schon fertig sein.
Mich musst du nicht überzeugen, sondern die Typen vom Wachdienst, wenn auffliegt, dass wir dort nicht arbeiten und trotzdem mal eben so ins Lager spazieren, um unsere Küchenmöbel da raus zu holen.
Du sagst es: UNSERE Küchenmöbel. Wir haben sie bestellt, die Anzahlung gemacht und warten jetzt seit über vier Monate darauf. Er atmete heftig.
Schon gut, beruhig dich. Ich wollte kein Öl ins Feuer schütten. Ich bin halt einfach nervös.
Er nickt und schweigend fahren sie weiter.

Dass die Fahrt schlussendlich über drei Stunden gedauert hat, war nicht sein Fehler. Dass sie dadurch beide etwas hektischer waren als geplant, auch nicht. Das liegt in der Natur der Sache. Dass sie den Hund nicht gehört haben, der aggressiv bellend auf sie zugerast kam, als sie mit den ersten Kisten auf der Sackkarre zurück zum Auto wollten, kann ebenfalls auf die Aufregung geschoben werden, bedingte dann aber das akute Ende der Aktion und führte zu einer stark blutenden Fleischwunde in seinem rechten Oberschenkel und schweren Bissverletzungen in ihrem Gesicht, das erst nach sieben Operationen wieder so hergestellt werden konnte, dass sie selbstständig essen und trinken konnte.
Die Firma verzichtete auf Grund der schweren Verletzungen auf eine Anzeige wegen unerlaubten Betreten der Lagerhallen, der Angestellte, der den Schlüssel weitergegeben hatte, wurde entlassen.

3 Kommentare:

  1. Ist diese Episode der Lieferverzugbeseitungs-Selbstjustiz (wenn ich es korrekt verstanden habe) Teil eines größeren Projekts von dir? Oder eine weitere im Netz aufgeschnappte „Schreibaufgaben-Spielerei“? Falls „ja“: von wo?

    Aber wie auch immer: inhaltlich wäre ich nur für wenige Dinge (Lebewesen schon eher) bereit, derartige Risiken einzugehen. Küchenmöbel gehören - trotz meiner Koch- und Backleidenschaften - eher nicht dazu. Das waren dann wohl pleite gegangene Sternen- oder Fernsehköche ohne Kreditrahmen, deren Existenz an den angezahlten Teilen hing und die Möbel handgefertigte Designerstücke vom Starschreiner 😁

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    1. Liebe Lizzy,
      also für Küchenmöbel würde ich auch nicht straffällig werden. Obwohl ich den Frust über lange Lieferzeiten sehr wohl nachvollziehen kann. ;D
      Die Geschichte ist eine einfache Schreibübung, nur hatte ich keine Lust auf Wörter zählen, deswegen habe ich einfach losgeschrieben, bis alle Drabble-Wörter einmal vorgekommen sind und die Geschichte "fertig" war. :)

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    2. achja - die Drabblewörter sind ja schon wieder zu haben.
      Bei mir ist fürs Wochenende draußen angesagt (im Moment ächzende Garten-Rumkrauch-Rückenpause 🥴). Keine Ahnung, ob mitgedrabbelt wird. Wenn, dann auf den letzten Drücker.

      Wir könnten Nuss ja auch einfach gegenseitig Schreibaufgaben geben und völlig selbst erfundene Vorgaben machen.

      Ich hab neulich mal eine Art „Wutrede“ gelesen und dachte mir so: „Das probiere ich irgendwann auch mal“ Ob als Drabble oder einfach so, habe ich beim flüchtigen Gedanken noch offen gelassen.

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