Traumsequenzen

(1) Morgens um halb sechs am Seeweg ist es im Herbst noch sehr ruhig. Auch wenn das Wetter schön angesagt ist, laufe ich die ersten drei Kilometer völlig alleine. Dann sehe ich in einiger Entfernung zwei Gestalten vor mir, in der Dämmerung wirken sie unscharf und ich habe das Gefühl, dass sie zeitweise miteinander verschmelzen und sich dann wieder trennen und neben- / hintereinander gehen. Sie sind zügig unterwegs und es dauert eine Weile, bis ich sie einhole. Zwischendurch waren sie wieder aus meinem Blickfeld verschwunden, weil der Weg erst nach oben zu den paar Häusern in einer leichten Linkskurve führt, danach aber scharf rechts abzweigt und sich zum Naturstrandbad hinunterschlängelt. Das ist mein erstes Ziel.
Als ich dort angekommen bin, stoppe ich meine Uhr und gehe über die taunasse Wiese zum See. Mittlerweile ist es hell geworden und der Himmel scheint zu strahlen. Von rechts sehe ich eine Person das Ufer entlanggehen und erkenne eine der beiden Personen, die vor mir waren. Sie trägt eine (wie ich finde) viel zu warme rote Jacke. Als sie auf meiner Höhe ist, bleibt sie stehen und nickt grüßend. Ich antworte mit einem: guten Morgen und sie sagt lächelnd - ja das ist er. Und so ruhig.
Stimmt, antworte ich. Außer euch beiden habe ich keine Menschenseele gesehen. Sie scheint ein wenig verunsichert und schaut über ihre linke Schulter und meint: wieso ihr? Habe ich einen blinden Passagier am Rücken?
Ich weiß nicht so recht, was sie meint und suche die Wiese hinter ihr nach der zweiten Gestalt ab. Ich dachte wirklich, ich hätte zwei Menschen gesehen. Sie und die andere Person in der dunklen Kleidung, aber ich sage nichts und schüttle nur den Kopf.
Nein, nein, sage ich. Da habe ich mich wohl vertan.
Dann laufe ich weiter, eine kleine Runde noch und dann wieder zurück. Als ich wieder beim Strandbad vorbeilaufe sehe ich Frau rote Jacke Hand in Hand mit der dunklen Jacke am Wasser stehen und auf den See blicken.
Na also, denke ich mir!