Ich schaue zum Tisch, leer. Zur Tür, leer. Wie bitte? Haben sich die Anzugträger plötzlich in Luft aufgelöst? Es kann doch gar nicht sein, dass sie auf ihren Füssen den Raum verlassen haben, das hätte ich doch auf jeden Fall hören müssen. Die Tür ist noch immer geschlossen. Ich glaube schon an eine optische Täuschung (vielleicht haben die beiden ja Tarndecken, wie Harry Potter oder die Hobbits?) und ändere meine Position. Vorsichtig gehe ich eine kleine Runde durch den Raum und kann mich gerade noch so zurückhalten, die Arme vor mir auszustrecken und damit tastend herumzufahren, um nicht gegen unsichtbare Menschen zu stoßen. Aber da ist nichts. Auch meine (wie ich noch immer annehmen muss, da ich ja nie erfahren habe, was darin steht) Akte ist weg.
Zweimal umkreise ich den Raum, dann schaue ich zur Sicherheit noch mal aus dem Fenster. Runter in den Hof - nein, da liegen sie nicht. Hinauf in den Himmel - da sie sind auch nirgends zu sehen.
Was tun?
Im Bruchteil einer Sekunde schlägt meine Unentschlossenheit in Hektik um. Nichts wie raus hier. Gerade noch kann ich mich zusammenreißen nicht loszustürmen und gehe mit vorsichtigen, aber sehr zügigen Schritten zur Tür und lausche. Nichts zu hören. Ich drücke die Türklinge nach unten, die Türe öffnet sich lautlos. Ich spähe in den Gang - leer. Schnell schlüpfe ich hinaus, schleiche an der Tür vorbei, aus der zuerst noch die Stimmen zu hören waren, jetzt ist alles ruhig. Im ganzen Gebäude ist es unheimlich still. Ich steige vorsichtig die Stufen ins Erdgeschoss hinunter. Je weiter ich komme, umso unruhiger werde ich und immer schneller springe ich über die Stufen. Ich ermahne mich zur Vorsicht, aber nirgends ist ein Laut zu hören, wie zuvor, kein Mensch zu sehen. Am liebsten würde ich laut schreiend davon rennen, aber ich habe Angst, jemanden auf mich aufmerksam zu machen und bleibe bei meinem schnellen Gehtempo. Wohin soll ich gehen? Zurück in mein Büro? Ich trau mich nicht. Ich habe Angst, dort sofort wieder abgeholt zu werden. Nach Hause? Ist das dann unerlaubtes Fernbleiben und somit ein Kündigungsgrund? Egal. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, zurück dorthin zu gehen, wo dieser Albtraum begonnen hat. Ich werde, sobald ich daheim bin, meine Chefin anrufen und ihr sagen, was vorgefallen ist und mich entschuldigen. Die Stunden kann ich diese oder nächste Woche wieder einarbeiten. Sie ist da sehr entgegenkommend.
Also nach ab nach Hause.
Kaum habe ich das Klinikgelände verlassen, werde ich ruhiger. Hier scheint alles so normal zu sein. Autos verstopfen die Straßen, ein paar vereinzelte Fußgänger bewegen sich vorsichtig dazwischen. Ich mache mich zu Fuß auf zum Bahnhof. Ich habe noch nicht die Nerven, an der Bushaltestelle auf den nächsten O-Bus zu warten, die Klinik im Rücken. Zweimal umkreise ich den Raum, dann schaue ich zur Sicherheit noch mal aus dem Fenster. Runter in den Hof - nein, da liegen sie nicht. Hinauf in den Himmel - da sie sind auch nirgends zu sehen.
Was tun?
Im Bruchteil einer Sekunde schlägt meine Unentschlossenheit in Hektik um. Nichts wie raus hier. Gerade noch kann ich mich zusammenreißen nicht loszustürmen und gehe mit vorsichtigen, aber sehr zügigen Schritten zur Tür und lausche. Nichts zu hören. Ich drücke die Türklinge nach unten, die Türe öffnet sich lautlos. Ich spähe in den Gang - leer. Schnell schlüpfe ich hinaus, schleiche an der Tür vorbei, aus der zuerst noch die Stimmen zu hören waren, jetzt ist alles ruhig. Im ganzen Gebäude ist es unheimlich still. Ich steige vorsichtig die Stufen ins Erdgeschoss hinunter. Je weiter ich komme, umso unruhiger werde ich und immer schneller springe ich über die Stufen. Ich ermahne mich zur Vorsicht, aber nirgends ist ein Laut zu hören, wie zuvor, kein Mensch zu sehen. Am liebsten würde ich laut schreiend davon rennen, aber ich habe Angst, jemanden auf mich aufmerksam zu machen und bleibe bei meinem schnellen Gehtempo. Wohin soll ich gehen? Zurück in mein Büro? Ich trau mich nicht. Ich habe Angst, dort sofort wieder abgeholt zu werden. Nach Hause? Ist das dann unerlaubtes Fernbleiben und somit ein Kündigungsgrund? Egal. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, zurück dorthin zu gehen, wo dieser Albtraum begonnen hat. Ich werde, sobald ich daheim bin, meine Chefin anrufen und ihr sagen, was vorgefallen ist und mich entschuldigen. Die Stunden kann ich diese oder nächste Woche wieder einarbeiten. Sie ist da sehr entgegenkommend.
Also nach ab nach Hause.
Das gehen tut gut, ich spüre, wie sich mein Atem beruhigt und mein Körper entspannt. Mein Kopf allerdings ist noch immer völlig überfordert mit dem, was da gerade passiert ist. Als ich in der S-Bahn nach Hause sitze, kommt mir das alles schon wie ein schlechter Traum vor. Um mich ist alles völlig normal und alltäglich. In meiner Wohnung ebenso. Ich habe mir eine Kanne Tee gemacht und sitze in meinem Korbsessel mit Blick in meinen kleinen Garten. Mein Rucksack steht neben mir. Da greife ich jetzt hinein und überprüfe, ob mein Schlüsselbund und mein Dienstausweis noch da sind. Die hat mir ja M1 quasi aus der Hand gerissen. Oder habe ich mir das nur eingebildet? Nein, beides ist nicht zu finden. Wieder kommt dieses ungute Gefühl in mir auf. Ich muss jetzt gleich telefonieren, muss mit meiner Chefin sprechen, ihr sagen, dass ich zuhause bin und fragen, wer diese Typen waren.
Die Nummer ist eingespeichert und ich so drücke ich nur auf die Wähltaste, Stille, dann nichts. Mist, habe ich kein Netz? Wieso bekomme ich keine Verbindung? Ich stehe auf, gehe näher zur Terrassentür und wähle erneut. Nichts. Verwundert schaue ich auf mein Telefon. Die Nummer stimmt. Glaube ich. Seit die jahrzehntelang geltende Nummer vor gut zwei Jahren geändert wurde, muss ich immer überlegen, aber die hier stimmt. Hat ja auch immer gestimmt. Also noch ein Versuch. Nichts.
Seltsam. Wenn der gewählte Anschluss besetzt ist, kommt man sonst kurz zu einer Tonbandansage und wird dann in die Telefonzentrale weitergeleitet. Vielleicht ist da eine Störung im Festnetz. Wobei das bei einer Klinik dieser Größe ja nicht passieren dürfte oder sollte. Ich überlege.
Dann schreibe ich ihr eben ein WhatsApp an ihr privates Telefon. Das mache ich ja auch, wenn ich morgens mal zu spät komme. Das kann sie lesen, wenn sie Zeit hat und mich dann zurückrufen.
Liebe Lydia, bin schon zuhause. Sorry, dass ich nicht mehr ins Büro gekommen bin, aber die Typen waren so ungut, dass ich nur mehr heim wollte. Ruf mich doch bitte zurück!
Senden.
Nichts passiert.
Erneut senden.
Der Status der Mitteilung ändert sich nicht. Vielleicht musste sie ja auch mit diesen Typen mitgehen und hat ihr Telefon abgeschaltet? Gut, dann hinterlasse ich ihr eben eine Nachricht.
Ich wähle, nichts passiert.
Nicht schon wieder! Ist denn das ganze Telefonnetz zusammengebrochen? Mir reicht es jetzt jedenfalls und ich werfe das Telefon auf meine Couch, schnappe mir meinen Laptop und beginne, ganz doofsinnig durch ein paar Standardseiten zu surfen. Wenn ich schon online bin, könnte ich doch auch gleich die Nachrichten lesen. Vielleicht steht da irgendwas von dem Netzausfall.
orf.at / salzburg - nichts.
Naja, wenn es noch keine Infos gibt, kann ja auch noch nichts geschrieben sein. Trotzdem ist mir nicht ganz wohl bei der ganzen Sache. Noch einmal versuche ich im Büro anzurufen, wieder kein Erfolg.
Den Nachmittag verbringe ich dann mit meinen Lieblingsbeschäftigungen, lesen und Hundesitten. Erst spät bin ich wieder zurück und freue mich darüber so gut abgelenkt gewesen zu sein, denn kaum liege ich in meinem Bett, dreht sich das Gedankenkarussell wieder. Es ärgert mich einfach, nicht zu wissen, was hinter diesem Überfall des Vormittags steckt. Ich kontrolliere den Status der WhatsApp-Nachricht, aber sie ist immer noch nicht angekommen. Egal. Morgen kann ich mit ihr sprechen und dann werde ich hoffentlich klüger sein.
Wie gar ruselig, liebe Doris!
AntwortenLöschenDer dritte und letzte Teil folgt bald! ;)
LöschenNur ob ich das mit deinem erhofften Happy-End noch hinbekomme, weiß ich wirklich nicht! :O ;)